Interview Gewaltfrei Lernen
Frau Tabel-Blaumann
Am 11.Januar startet an unserer Schule das Projekt „Gewaltfrei Lernen“. Wir haben die Gelegenheit genutzt mit Frau Tabel-Blaumann zu sprechen, welche sich maßgeblich für die Durchführung des Projektes an unserer Schule engagiert hat.
Frau Tabel-Blaumann wären Sie so nett, uns zunächst ein paar Worte zu Ihrer Person zu sagen?
Mein Name ist Yvonne Tabel-Blaumann, ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder im Alter von 5 und10 Jahren. Ich arbeite als Prophylaxehelferin in der Zahnarztpraxis.
In welcher Funktion engagieren Sie sich als Elternteil an unserer Schule?
Seit 2006 bin ich als Klassenelternratsvorsitzende, Schulelternratsvorsitzende und Stellvertretende Vorsitzende in der Schulkonferenz tätig, darüber hinaus seit 2009 als 1.Stellvertretende im Kreiselternrat OVP, als Vorstandsmitglied im Landeselternrat MV, als Delegierte im Bundeselternrat und im Landesschulbeirat MV.
Wie sind Sie erstmalig mit dem Projekt "Gewaltfrei Lernen" in Berührung gekommen?
Das Projekt „Starke Kids sind fair” eine Initiative zur Gewaltprävention nur an Grundschulen und "Gewaltfrei Lernen" für Kinder und Jugendliche im Alter von 4- 18 Jahren wurde auf der Frühjahrsplenartagung des Landeselternrates MV von Delegierten des Bundeselternrates, die die Didacta besuchten, kurz vorgestellt. Unter www.gewaltfreilernen.de bekam ich erste Eindrücke vom Projekt, welche ich dem Schulleiter Herrn Leu nach etwa 3 Wochen (im Heimstudium) weitergab. Herr Leu begrüßte das Projekt von Anfang an, so dass ich im April 2009 Kontakt mit Sibylle Wanders von „Gewaltfrei Lernen“ aufnahm.
Damit war es aber noch nicht getan?
Nein, das Projekt wurde dann in allen Gremien der Schule (Schulelternrat, Lehrerkonferenz der Regionalen Schule, Lehrerkonferenz Grundschule, Arbeitskreis Grundschule, Schulkonferenz) vorgestellt und fand auf jeder Ebene Zuspruch.
Warum glauben Sie, dass dieses Projekt für unsere Schule, die nicht in einem sozialem Brennpunkt liegt, das Richtige ist?
Einiger meiner ersten Fragen waren: Wo fängt Gewalt an? Ist unsere Schule Betroffen? Besteht auch hier Handlungsbedarf? Ich denke Handlungsbedarf besteht bei der alltäglichen Konfliktbewältigung der Kinder und Jugendlichen immer. Sie müssen es lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen, ihre Kommunikationsfähigkeit muss gestärkt werden. Bei verbalen Auseinandersetzungen, Mobbing, Schubsen, Rempeln, Pöbeln und Treten unterscheiden wir uns nicht von allen anderen Schulen und unserem gesellschaftlichen Umfeld.
Beschreiben Sie kurz einmal die Inhalte und Ziele des Projektes?
Inhaltlich geht es um folgende Schwerpunkte:
Förderung der Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit
Vermittlung von Werten, Rechtsempfinden und Stärke
Empfehlungen neuer Absprachen gegen Gewalt im Schulalltag
fair zusammen spielen, lernen und Konflikte lösen
Training der Körpersprache und der Teamfähigkeit
Reaktionstraining bei sprachlichen Provokationen (Selbstbehauptung)
Reaktionstraining für Fälle körperlicher Schikanen (Selbstverteidigung)
Als Ziele verfolgt das Projekt folgendes:
Verbesserung des Schulklimas
Förderung des kooperierenden Lernens
respektvollerer Umgang von allen an Schule Beteiligten
Stärkung des Selbstwertgefühls jedes einzelnen Schülers
Anregung zur ganzheitlichen Bewegungsförderung
Konzept für schulinternes Konfliktmanagement aller Beteiligten bieten
Steigerung des körperlichen und psychischen Wohlbefindens bei Mitarbeitern und Schülern
Stressreduzierung
Warum aber nun das Projekt „Gewaltfrei Lernen“?
In erster Linie liegt die Erziehung der Kinder liegt in den Händen des Elternhauses. Die Schule kann dabei unterstützend helfen, aber nicht die Aufgaben der Eltern übernehmen. Es gibt viele Angebote für Gewaltpräventionen, aber keins, das ALLE an der Schule Beteiligten so umfangreich und nachhaltig schult. „Gewaltfrei Lernen“ ist eine bewegungsreiche Konfliktschulung, denn Kinder lernen am Besten in Bewegung.
Könnten Sie uns noch etwas über den Projektablauf verraten?
Es finden 2 Lehrerfortbildungen statt, zusätzlich werden die Klassenlehrer als Multiplikatoren ausgebildet, da sie während der Schülerkurse (3x2 Std.) in den eigenen Klassen hospitieren werden. In den Elternabenden sollen neben einer Aufklärung über mögliche Ursprünge aggressiven Verhaltens aus den Bereichen Ernährung und Medienkonsum insbesondere die Inhalte der Schulung dargestellt werden und Eltern für eine Unterstützung einer gewaltfreien Konfliktlösung geworben werden. Den Eltern werden Alternativen gegenüber Treten oder Schlagen gezeigt. Das ganze Projekt findet in der Zeit vom 09.01. bis 29.01.2010 statt. Am 13.01. gibt es eine Pressekonferenz mit Sponsoren, Förderern, der Justizministerin M-V, Frau Kuder, einem Vertreter des BiMi M-V, einem Vertreter des Schulamtes Greifswald (schulpsychologischer Dienst), der Ostsee-Zeitung und Greifswald TV.
Vielen Dank für das informative Gespräch und viel Erfolg.
(E.S. 22.12.09)